„In Verdun hat es nie aufgehört. Es gab jeden Tag Kämpfe, jeden Tag,“ erinnert sich der 106 Jahre alte französische Veteran Marcel Savonet. Verdun, dieser Name ist noch heute der Inbegriff für das Grauen des Ersten Weltkriegs. Die bittere Bilanz der Kämpfe, die sich über mehr als ein halbes Jahr hinziehen: 750.000 Tote und Verwundete, junge Soldaten, die von ihren Generälen in die erste Materialschlacht der Geschichte geschickt werden. Als General Erich von Falkenhayn am 21. Februar 1916 den Festungsgürtel von Verdun in Lothringen mit 550.000 Soldaten und 1.225 Geschützen angreift, will er den Gegner, die französische Armee „ausbluten“. Der deutsche Oberbefehlshaber braucht nach mehr als einem Jahr Stellungskrieg dringend einen militärischen Erfolg. Die „Blutmühle“ Verdun wird zum Albtraum – für Deutsche und Franzosen. Erstmals zeigt sich hier der moderne Krieg mit all seinen schrecklichen neuen Errungenschaften: Trommelfeuer, Maschinengewehr, Flammenwerfer, Gasgranaten – die Soldaten in den Schützengräben auf beiden Seiten der Front erleben ein Inferno. Tote werden im Granathagel hin- und hergeschleudert. Verwundete liegen wimmernd auf dem Schlachtfeld. Ratten huschen durch die Gräben. Nicht wenige Soldaten tragen neben Verwundungen bleibende psychische Schäden davon. Der militärische Nutzen des Schlachtens, das Monate dauert, ist gleich null. Die Deutschen gewinnen anfangs ein paar Kilometer Gelände, am Ende des Jahres 1916 liegen sie beinahe wieder in den Ausgangsstellungen. „Albtraum Verdun“ erzählt die Geschichte dieser Schlacht an den Orten des Geschehens und mit umfangreichem Archivmaterial. Zeitzeugen wie der 106-jährige Artillerist Marcel Savonet und der 110-jährige Funker Arno Wagner aus Sachsen – wohl der älteste lebende deutsche Weltkriegsveteran – erinnern an ein schreckliches Kapitel in der Geschichte der Modernisierung. In Deutschland für Generationen ein Trauma, in Frankreich noch heute ein Mythos.